„Moving humans with technology“

20. Juli 2021
Posted in Kognition
20. Juli 2021 Rüdiger Beck

Von Dr. Corinna Weber und Sinah Dittmann, SNAP GmbH.

Digitale Assistenzsysteme in der Prävention bei Morbus Parkinson

Morbus Parkinson – Gangbildveränderung

Ein pathologisches Gangbild tritt meistens bei krankheits- und/oder altersbedingten Änderungen des Organismus auf und führt zu einem Verlust der Mobilität sowie der damit verbundenen Autonomie. Morbus Parkinson ist eine der häufigsten neurodegenerativen Erkrankung in Deutschland. Das Anfangsstadium ist gekennzeichnet durch eine Reduktion der Gehgeschwindigkeit mit kleinen, oft schlurfenden Schrittfolgen und einer Abnahme und zunehmende Asymmetrie des Armschwungs. Im Rahmen der Prävention kann eine frühzeitig eingeleitete Therapie (bzw. ein Training) dabei unterstützen, den zeitlichen Verlauf des Leistungsabfalls günstig zu beeinflussen. Die Therapie sollte bei der Diagnose der Erkrankung rechtzeitig, altersgerecht und effizient beginnen und darauf ausgerichtet sein, der zunehmenden Bewegungsverarmung entgegen zu wirken. Die Krankheit ist zwar bis heute nicht heilbar, aber ein entsprechendes präventives Training kann die Pflegeabhängigkeit hinauszögern.

Sensorbasierte Therapieansätze für präventives Gangtraining

In dem Therapie- und Trainingsalltag von Menschen mit Morbus Parkinson sind besonders Trainingsverfahren geeignet, bei denen großamplitudige Bewegungen, Bewegungsrhythmus und Schnelligkeit geübt werden. Physiotherapeutische Ansätze lassen sich grob nach Ebersbach, G. & Ceballos-Baumann, A. (2008) wie folgt einteilen: Training mit sensorischen Hinweisreizen, Triggern (engl. Cueing), Gleichgewichtstraining (wie das Lernen von Ausgleichsschritten), Kraft- und Ausdauertraining und kognitive Bewegungsstrategien. In modernen komplexen Therapieansätzen spielen die hier genannten physiotherapeutischen Ansätze heute und in Zukunft eine tragende Rolle – sowohl rehabilitativ als auch prophylaktisch. Der genannte Einsatz von speziellen, externen Hinweisreizen (Cue) helfen bei Morbus Parkinson entscheidend bei der Überwindung von Bewegungsblockaden. In modernen Therapieansätzen werden heute sensorgestützte Assistenzsysteme, wie das IRhythmic®, eingesetzt, die sich als Rhythmusgeber motivierend auf das Training im Anfangsstadium von Morbus Parkinson auswirken und mobil an einem beliebigen Ort selbstständig für ein Training eingesetzt werden können. Durch sensorbasierte, digitale Assistenzsysteme kann das Gangbild stabilisiert werden und über moderne Schnittstellen kann das Fachpersonal den Trainingsprozess unterstützen, kontrollieren, bewerten, motivieren und notwendige Korrekturen am Trainingskonzept vornehmen.

Sensorbasierte, digitale Assistenzsystem

Das IRhythmic® Go ist dabei ein digitales Assistenzsystem, das genutzt wird, um einen symmetrischen und rhythmischen Gang zu trainieren. Es besteht aus zwei tragbaren Systemen, die wahlweise am Arm oder am Bein platziert werden können.  Je nach Einstellung der Frequenz, gibt das System alternierende Vibrationsimpulse aus. Für einen rhythmischen Gang, muss der Trainierende seine Ganggeschwindigkeit dem Impuls anpassen. Dadurch trainiert er den Takt zu halten. Werden die beiden Systeme am Oberarm platziert, gibt der vibrierende Impuls eine zusätzliche Erinnerungsstütze den Arm im Takt mitzuschwingen. Das System wird über eine App angesteuert. Der Nutzer kann den Trainingsverlauf des Trainings digital über die Go-App einsehen und wird durch spielerisch ausgelegte Motivationsstrategien („Gamification“) dazu aufgefordert langfristig weiter zu trainieren.

Moderne, digitale Schnittstellen zur Therapieunterstützung

Das IRhythmic® Pro ist die Erweiterung des IRhythmic® Go für den Trainer oder Therapeuten. Die Pro App, die dem Therapeuten für seine Therapiebehandlung zur Verfügung steht, ist die umfangreichere App, da diese den Trainingszustand von mehreren Trainierenden speichert und aufzeigen kann. Die App der “Pro”-Version verfügt daher über die Fähigkeit die Daten unterschiedlicher Trainierender einzusehen. Dadurch erhält der Trainer / Therapeut die Möglichkeit das Training zu betreuen und in den Terminen mit seinem Kunden zu besprechen. Der Trainer / Therapeut bekommt die Daten mit gewünschter Detailtiefe (z.B. Verlauf des Winkels des Armschwungs während des Trainings). Zusammenfassend kann mit der IRhythmic-Pro App der Trainingszustand über die gemessene Bewegung, verarbeiteten Daten dokumentiert und vom Therapeuten / Trainer ausgewertet werden, um die weiteren Therapieformen anzupassen. Dementsprechend kann das IRhythmic für eine digital assistierte Bewegungstherapie eingesetzt werden und bietet eine ganzheitliche Systemlösung an.

Therapieunterstützung der Zukunft

Mit innovativen Systemen, wie dem IRhythmic, lässt sich zukünftig aufzeigen, dass Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Technische Assistenz hervorragende Instrumente sind, um die Themen Bewegung, Prävention und Gesundheit im Dreiklang zu bedienen.